Kirschen auf Ricottaschnee
Erzählt wird diese sinnliche Geschichte aus der Sicht Agatinas, kindlich-naiv und witzig. Ihre geliebte Großmutter hütete ein besonderes Rezept. Es handelt sich um leckere Ricottaküchlein, die jedes Jahr am Namenstag der Hl. Agathe gebacken werden. Die kleine Agatina darf helfen, wenn das Gebäck in Form weiblicher Brüste liebevoll hergestellt wird. Während sie in der Küche zu Werke gehen, erzählt die Großmutter die lust- und leidvollen Lebensgeschichten ihrer Vorfahren und Verwandten. Agatina wird erwachsen. Sie setzt durch, dass sie Ärztin werden darf und lässt sich in Palermo nieder. Dort lernt sie den dominanten, primitiven Santino kennen, dem sie augenblicklich verfällt. Die ehemals emanzipierte, unabhängige Agatina gibt ihren geliebten Beruf auf, nur um immer bereit zu sein, wenn es den verheirateten Santino nach ihr gelüstet. Bald verlangt die erotische Obsession ihren Preis. Die junge Frau wird todkrank. Nur die Erinnerung an ihre Großmutter und das Geheimrezept der Agathenküchlein können Schlimmeres verhindern. Dieser lustvolle Roman steckt voller Lebenskraft. Eindrucksvoll schildert die italienische Autorin die Freude der Romanfiguren am Genuss, an der Liebe und den sich oft daraus ergebenden dramatischen Folgen. Ein anregendes, außergewöhnliches, ein hervorragendes Buch; eher für den Privatbesitz. (Übers.: Verena von Koskull)
Martina Mattes
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Kirschen auf Ricottaschnee
Giuseppina Torregrossa
Hoffmann und Campe (2011)
347 S.
fest geb.