Sternstunde
In einem New Yorker Vergnügungspark leitet der kleinwüchsige Glauer eine Truppe "Liliputaner". Die Mitglieder der Truppe führen dem sensationslüsternen Publikum allerlei Kunststücke vor. 1933 geht Glauer mit Ka nach Berlin, in der Hoffnung, ein normales Leben führen zu können. Dort will er eine Truppe von Kleinwüchsigen aufbauen. Aber es wird den beiden schnell klar, dass die Situation für Andersartige nach der NS-Machtübernahme höchst gefährlich ist. Zusammen mit Werner, "dem kleinsten Mann der Welt", dem dunkelhäutigen Blumenmädchen Nelly und anderen Kleinwüchsigen gehen sie deshalb auf Einladung des Vergnügungsparks "Gröna Lund" nach Stockholm. Dort baut man eine Zwergenstadt auf, in der Glauers Truppe bei ihren alltäglichen Aktivitäten bestaunt werden kann. Auch in Stockholm erfüllt sich ihr Traum von einem Leben in Würde nicht. - Mit großer Empathie und ohne Tabus schildert die Schwedin Lotta Lundberg die Lebenssituation von Kleinwüchsigen in den 1930er Jahren. Die ergreifende Geschichte, die zum Teil auf wahren Begebenheiten beruht, fordert die Leser/innen heraus, die eigenen Wertvorstellungen zu überdenken. Lotta Lundberg lebt seit Längerem in Berlin und schreibt aus dieser Perspektive für das Feuilleton schwedischer Tageszeitungen. Sehr empfehlenswert für mittlere und große Bestände. (Übers.: Nina Hoyer)
Maria Holgersson
rezensiert für den Borromäusverein.
Sternstunde
Lotta Lundberg
Hoffmann und Campe (2016)
395 S.
fest geb.