Das Haus der verlorenen Seelen
Auch in seinem zweiten Krimi lässt das Autorenduo Britta Böhler und Rodney Bolt den Mitarbeiter des Büros für angehörigenlose Tote in seinem Lebensumfeld in der Amsterdamer Altstadt, genauer: im Rotlichtviertel de Wallen agieren. Auf seinen Fall stößt er aber nicht durch die berufliche Tätigkeit, sondern über eine befreundete Wirtin. Deren Nachbarin nimmt in ihrem Haus Schützlinge auf. Einer davon, ein junger Osteuropäer, der zuvor als Strichjunge lebte, wird blutüberströmt aufgefunden. Die eigenartige, aber mütterliche Nachbarin gerät schnell unter Tatverdacht. Zudem glaubt die Ermittlungsbehörde, dass sie auch einen Zuhälter auf dem Gewissen hat. Es kommt zur Gerichtsverhandlung, unter der die Frau entsetzlich leidet. In letzter Minute kann Posthumus einen anderen Quartiersbewohner als Täter ausfindig machen. - Auch diese zweite Gemeinschaftsproduktion hat einen sehr ortspezifischen Hintergrund. Viel Wert legen die beiden Autoren auf ein Stadtbild, das tiefer dringt als übliche Touristenklischees; auch oder gerade beim angesprochenen Thema käuflicher Liebe. Angenehm ist ebenfalls der Verzicht auf spannungssteigernde Gewaltmomente und die Einbettung in ein menschlich anrührendes Umfeld. Breit empfohlen! (Übers.: Heike Schlatterer)
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Haus der verlorenen Seelen
Britta Bolt
Hoffmann und Campe (2016)
315 S. : Kt.
fest geb.