Das Schweigen des Sammlers

Adrià Ardèvol erfährt mit 60 Jahren, dass er an einer zügig fortschreitenden Hirnerkrankung leidet. Er beschließt, sein Leben aufzuschreiben und das Werk seiner großen Liebe Sara zu widmen. Dieser Rahmen erschließt sich allerdings erst nach Das Schweigen des Sammlers einem großen Teil der Lektüre. Cabré entfaltet einen gewaltigen Kosmos, der an mehreren Schauplätzen in verschiedenen Jahrhunderten spielt, die alle miteinander verknüpft sind. Es gibt keine klassischen Rückblenden, vielmehr werden die Schauplätze und Ereignisse wie auch die Identitäten miteinander verwoben oder gehen kaum merklich ineinander über. Adrià, hochbegabter, in Lieblosigkeit und Einsamkeit aufgewachsener Sohn eines leidenschaftlichen Sammlers, der zuerst flüchtende Juden und später flüchtende Nazis übervorteilte, ist die unglückliche Hauptfigur, in der sich Opfer und Täter vereinen, die Un-Taten der "Väter" überdauern die Generationen und beeinflussen das Schicksal der nachfolgenden Generationen. Den roten Faden bildet die Geschichte einer wertvollen Geige, gebaut von Meister Storione aus Cremona. Viel Schmerz, Traurigkeit und Gewalt durchziehen das Buch, vor allem die KZ-Szenen brennen sich dem Leser ein. Im Kern ist es eine Geschichte des Bösen, die in einer dichten, packenden Lebensgeschichte verborgen und in einem breiten, mächtigen Erzählstrom dargeboten wird. Eine anspruchsvolle, überaus lohnende und gewinnbringende Lektüre! (Übers.: Kirsten Brandt u. Petra Zickmann)

Birgit Karnbach

Birgit Karnbach

rezensiert für den Borromäusverein.

Das Schweigen des Sammlers

Das Schweigen des Sammlers

Jaume Cabré
Insel-Verl. (2011)

844 S.
fest geb.

MedienNr.: 350080
ISBN 978-3-458-17522-3
9783458175223
ca. 24,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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