Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough
Die Autorin und Illustratorin zeichnet in Wort und Bild den Lebensweg des Kaninchens Jacominus auf. Von seiner Namensgebung über das Hineinfinden in die Welt bis hin zu seinem Tod. Die Stationen setzt sie durch doppelseitige Bilderszenen mit vielen
tierisch gestalteten Akteuren um. Stilistisch greift sie dabei immer wieder auf Moden vergangener Zeiten und Anspielungen auf Gemälde zurück, die man so ähnlich im Gedächtnis gespeichert hat. Was der Protagonist dabei lernt und erfährt, folgt auf der nächsten Doppelseite in vermeintlichen Ausschnitten aus Kunstwerken. Assoziationsgabe und Fantasie werden so stark angeregt. - Gedanken einmal quer zu spinnen, verlangt das Buch in seiner altmeisterlichen Art ab dem Titel. Der Begriff "Stundenbuch" wird im Deutschen als Synonym für Brevier für das Stundengebet der Kleriker gebraucht. Das führt im ersten Moment gedanklich in die Irre. Im französischen Original heißt es "Riches Heures", reiche Stunden. Diesen Titel trägt auch eines der bekanntesten Stundenbücher; daher könnte die Wortwahl von der Übersetzerin stammen. Das Stundenbuch des Herzogs von Berry gilt als bibliophile Kostbarkeit. Das darf man auch über die aufwendige (Bild-)gestaltung dieses Buches sagen. Trotz der netten Einführung der Autorin für Kinder dürfte es überwiegend doch Erwachsene ansprechen. Aber Vorleser wollen doch auch mal Impulse für sich aus einem "Kinderbuch" mitnehmen.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough
Rébecca Dautremer ; aus dem Französischen von Eva Moldenhauser
Insel Verlag (2019)
[56] Seiten : farbig
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 6