Was dir bleibt
Gladys ist bereits 76 Jahre, als sie ihr kleines Kaff in Ontario verlässt und mit dem Zug ins Nirgendwo verschwindet. Keiner ihrer Freunde und Nachbarn versteht, warum sie ihre psychisch kranke erwachsene Tochter im Stich lässt und kreuz und quer durch den Norden Kanadas fährt. Einige Zeit später setzt sich ein junger Englischlehrer (der Ich-Erzähler im Roman) auf ihre Fährte und versucht nicht nur, Gladys zu finden, sondern auch zu ergründen, warum sich die Seniorin auf diese abenteuerliche Fahrt begeben hat. Schließlich findet er heraus: Sie hat es für ihre Tochter getan ... - Mit viel erzählerischem Talent (das auch in der gelungenen deutschen Übersetzung von Sonja Finck und Frank Weigand spürbar ist) erzählt Autorin Jocelyne Saucier ihre Geschichte, in der es um Freundschaft und Freiheit geht, um Verantwortung, aber auch um den Wunsch nach Selbstverwirklichung. Ein Buch, das den Leser nicht nur in die (sehr authentisch geschilderte) Welt Kanadas entführt, sondern das bei der Lektüre auch zum Nachdenken anregt.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Was dir bleibt
Jocelyne Saucier ; aus dem Französischen (Québec) von Sonja Finck und [einem anderen]
Insel Verlag (2020)
253 Seiten : Karte
fest geb.