Das verbotene Notizbuch

Valeria ist Hausfrau, Mutter von zwei fast erwachsenen Kindern und arbeitet in einem Büro in Rom, um das schmale Familienbudget aufzubessern. Michele, ihr Mann, nennt sie seit Jahren "Mama" und so sieht sie sich inzwischen als unscheinbare, namenlose Das verbotene Notizbuch Frau im Dienst ihrer Familie und als brave Tochter einer kühlen und distanzierten Mutter. Eines Tages kauft Valeria spontan ein dickes Notizheft, das sie zuhause umgehend versteckt. Fortan gibt sie durch die Einträge in dieses Buch Einblick in ihr Leben, an ihren Geheimnissen, Freuden, Sorgen und Nöten. Und davon gibt es genug. Die Tochter Mirella bricht aus der kleinbürgerlichen Welt aus und geht eigene Wege. Der Sohn Riccardo bindet sich an eine junge Frau und verbaut sich berufliche Möglichkeiten. Michele trifft sich auffallend oft mit Clara, einer gemeinsamen Freundin, die, statt eine Familie zu gründen, Karriere gemacht hat. Valeria selbst kommt ihrem Chef näher und fühlt sich zurückversetzt in eine Zeit, als sie noch die schöne und kluge junge Frau war, in die Michele sich einst verliebte. Das heimliche Schreiben und das damit verbundene Reflektieren der Ereignisse und Gefühle wird zur Sucht und weckt doch Schuldgefühle bei Valeria. Nach und nach gerät das gewohnte, Sicherheit gebende Familienleben ins Wanken und Valeria sehnt sich danach auszubrechen. Doch wird sie sich wirklich dazu entscheiden, alles hinter sich zu lassen? Der Roman ist in Italien im Jahr 1952 erschienen. Gerade dadurch spiegelt er authentisch den Wandel der Frauenrolle im letzten Jahrhundert. Eine feinsinnige und bereichernde Lektüre, die für alle Bestände bestens geeignet ist.

Gabriele Berberich

Gabriele Berberich

rezensiert für den Borromäusverein.

Das verbotene Notizbuch

Das verbotene Notizbuch

Alba de Céspedes ; aus dem Italienischen von Verena von Koskull
Insel Verlag (2021)

301 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 986442
ISBN 978-3-458-17934-4
9783458179344
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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