Ein Hausboot auf der Themse
Auf den Hausbooten in Battersea an der Themse lebt eine bunte Gesellschaft, die fernab der Londoner Gesellschaft ein eigenes Leben führt: Nenna und ihre zwei Mädchen, Willis, Maurice, Richard und Woodie, sie alle sind hier gestrandet aus Geldnot oder enttäuschter Hoffnung oder Ratlosigkeit. Die Boote sind zum Teil marode; irgendetwas muss immer ausgebessert oder erneuert werden, um im Kampf gegen die Gezeiten die Oberhand zu behalten. Die zusammengewürfelte Gemeinschaft versucht tapfer, füreinander einzustehen, aber nicht jedes Unglück kann verhindert werden. - Penelope Fitzgerald greift in ihrem Roman, für den sie 1979 überraschend den Booker Prize bekam, auf autobiografische Erfahrungen zurück und beschreibt eine Gruppe Menschen, die in einer Art Zwischenwelt leben, nicht zum Festland und zur Londoner Gesellschaft gehörend, aber auch nicht auf dem offenen Wasser zu Hause. Fitzgeralds Beobachtungsgabe und die prägnante, aber nüchterne Beschreibung vieler Kleinigkeiten lassen die Personen für den Leser lebendig werden. Es sind Menschen, die in irgendeiner Art Außenseiter sind, Versager, Unangepasste, Sonderlinge. Humorvoll und melancholisch und in einem heute ungewöhnlich gewordenen geruhsamen Erzählton beschreibt sie ihr Bemühen, das Schicksal zu meistern, festen Boden unter die Füße zu bekommen und dem Leben ein bisschen Glück abzutrotzen. Für alle Büchereien mit literarisch interessierten Lesern. (Übers.: Christa Krüger)
Ulrike Braeckevelt
rezensiert für den Borromäusverein.
Ein Hausboot auf der Themse
Penelope Fitzgerald
Insel-Verl. (2016)
Insel Taschenbuch ; 4457
190 S.
kt.