Agent Sonja

Ursula Kuczynski entstammte einer großbürgerlichen jüdischen Familie in Berlin und trat bereits mit 16 Jahren der Kommunistischen Partei bei. Jung verheiratet reiste sie mit ihrem Mann Rudolf Hamburger, der als Architekt arbeitete, nach Shanghai Agent Sonja und wurde dort von dem sowjetischen Agenten Richard Sorge für Spionagezwecke rekrutiert. Kuczynski war für den sowjetischen Geheimdienst bis nach Ende des Zweiten Weltkriegs tätig, arbeitete unter anderem an einem Bombenattentat auf Hitler und war in den letzten Jahren des Weltkriegs daran beteiligt, dass die Sowjetunion ebenfalls eine Atombombe entwickeln konnte. In dieser Zeit bekam sie drei Kinder von drei verschiedenen Männern. Sie lebte in vielen verschiedenen Ländern, zuletzt in der Schweiz und in Großbritannien. Nach dem Krieg gelang ihr in der DDR eine zweite Karriere als Jugendbuchschriftstellerin Ruth Werner. - Macintyre gelingt es, in einem weiten spannend erzählten Bogen die politischen Verhältnisse der damaligen Welt vor den Augen der Leser/-innen zu schildern und lebendig werden zu lassen, immer wechselweise aus Sicht der verschiedenen Geheimdienste. Und immer auch aus der Sicht von Ursula Kuczynski, für die der Spionagedienst aus ihrer kommunistischen Gesinnung heraus an erster Stelle stand und die ihren Kindern dadurch viel zumutete, was nicht ohne Weiteres nachvollzogen werden kann. „Agent Sonja“ ist eine interessante opulente Biografie einer Frau, die für die damalige Zeit ein außergewöhnliches Leben führen konnte. Gern für ausgebaute Bestände empfohlen.

Annemarie Schreibert

Annemarie Schreibert

rezensiert für den Borromäusverein.

Agent Sonja

Agent Sonja

Ben Macintyre ; aus dem Englischen von Kathrin Bielfeldt [und einem weiteren]
Insel Verlag (2022)

469, [8] Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 613083
ISBN 978-3-458-64346-3
9783458643463
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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