Zikadensommer
Natalie Bakopoulos erzählt in ihrem Debütroman von der jungen Wissenschaftlerin Mira, die nach dem Tod ihrer Eltern aus den USA zurück nach Griechenland reist. In Athen, der Stadt ihrer Kindheit, wagt sie einen Neuanfang und trifft dabei auf alte Bekannte, aber auch neue Gesichter. Die Begegnungen führen sie immer wieder zu der Frage nach ihrer Identität. Bei einem ersten Blick auf das in leuchtenden Farben gehaltene Cover und den Klappentext würde man eher auf eine Sommerromanze als Handlung spekulieren. Vor allem die Figur des unbekannten neuen Nachbars, ein ehemaliger Kapitän, scheint eine eher bekannte Handlung - zwei Fremde werden zu Liebenden - anzudeuten. Doch weit gefehlt: Zwar geht es im Roman auch um die verschiedenen Arten der Liebe, Bakopoulos bindet aber zudem Themen wie Flucht, Migration, die schwierige finanzielle Lage Griechenlands, Krankheit und Verlust in Miras Geschichte ein. Dabei gibt die Autorin keine klaren Antworten, lässt die Geschichten einiger Nebenfiguren offen auslaufen. Auch die Frage nach Identität, die Mira ständig begleitet, wird schlussendlich nicht geklärt. Ebenso bekommt die Beziehung zum Kapitän keine klare Bezeichnung. Natalie Bakopoulos hat mit "Zikadensommer" einen sehr leisen, melancholisch gehalten Roman geschaffen und entlässt so auch ihre Leserschaft.
Vera Lang
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Zikadensommer
Natalie Bakopoulos ; aus dem amerikanischen Englisch von Katharina Förs
Insel (2021)
insel taschenbuch ; 4855
275 Seiten
kt.