In seiner Spur
"Das Evangelium mit dem konkreten Leben in Verbindung zu bringen, das ist das Anliegen dieses Buches", schreibt die Gemeindereferentin und Krankenhausseelsorgerin Raphaela Hedwig Ernst im Vorwort zu ihrer Betrachtung des Lukasevangeliums. Zu diesem Zweck folgt die Autorin einem eigenen Schema, das sich in ihrer langjährigen Erfahrung als Exerzitienbegleiterin bewährt hat. Zunächst wird stets ein Abschnitt des Lukasevangeliums abgedruckt, dann ein Gedicht (in freier Form und moderner Sprache), in dem die Autorin versucht, sich in die im Evangelienauszug beschriebene Situation hineinzuversetzen, die Besonderheit der Szene schlaglichtartig herauszuheben. Es folgt ein "Impuls", der die inhaltlichen Aussagen veranschaulichen möchte. Alles mündet schließlich ein in ein Gebet, in dem die Betrachtung der Heiligen Schrift hinführt zur Vertiefung der eigenen, persönlichen Gottesbegegnung. Dieses Konzept der dreifachen Schriftbetrachtung überzeugt, weil es deutlich macht: Es braucht immer mehrere Zugangsweisen gleichzeitig zur Botschaft des Evangeliums. Als Leser wird man sich wohl ganz unterschiedlich angesprochen fühlen von den verschiedenen Textformen. Darum eignet sich das schöne Buch auch sehr gut, um untereinander über Glaubenserfahrungen ins Gespräch zu kommen. Und ob es nun so geplant war oder nicht - Zufall ist es bestimmt auch nicht, dass genau in der Mitte des Buches die Schriftstelle betrachtet wird, in der Jesus seine Jünger fragt "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Uns vor allem diese Frage nahezubringen, ist wirklich das zentrale Anliegen des sehr gelungenen Buches. (Religiöses Buch des Monats Juli)
Thomas Steinherr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
In seiner Spur
Raphaela Hedwig Ernst
Verlag Katholisches Bibelwerk (2016)
160 S.
fest geb.
Auszeichnung: Religiöses Buch des Monats