Zum rosa Hahn
Im brandenburgischen Jüterbog darf niemand Gold besitzen. Die Aufregung ist deshalb groß, als zwei Goldmacher im kleinen Fürstentum ankommen, um ihre geheimnisvolle Kunst vorzuführen. Das Reich der alleinherrschenden Markgräfin Clothilde ist eine Mischung aus Feudalismus, Preußentum und Hochtechnologie. Im Zentrum der Geschichte steht eine ausgestoßene, alleinerziehende Mutter mit ihren beiden Kindern, der schwer erziehbare Hans und die kränkliche Freya. Wichtige Beobachterrollen nehmen eine sprechende Katze - die Mäuse in der geschlossenen Bibliothek jagt und dort Krimis liest - sowie der mit ihr befreundeten, ebenfalls sprechenden Hund ein. - Erik Fosnes Hansen (*1965; zul. "Ein Hummerleben", BP/mp 19/934) gehört seit seinem Debüt 1985 mit dem Fabelroman „Falkenturm“ zu den wichtigsten norwegischen Autoren. Der vorliegende Roman knüpft am Erstlingswerk an, sowohl in der Schreibweise als auch durch die Ansiedlung der Handlung in einem mittelalterlich geprägten deutschem Kleinstaat. Fosnes beschäftigt sich in seinen Texten gerne mit der Rolle des Zufalls im Leben - so auch in diesem Roman: Welche Folgen für das weitere Leben hat die eher zufällige Wahl an einem Scheideweg? Was passiert, wenn man sich am falschen Ort zur falschen Zeit aufhält? Fosnes mischt phantastische Abschnitte mit Horrorszenen, Komik und Satire mit Tragödie. Ein zugleich sehr unterhaltsamer und erschütternder Roman. Empfehlenswert für Leser/-innen, die gerne mal zur nicht-realistischen Literatur greifen.
Maria Holgersson
rezensiert für den Borromäusverein.
Zum rosa Hahn
Erik Fosnes Hansen ; aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger
Kiepenheuer & Witsch (2022)
492 Seiten
fest geb.