So forsch, so furchtlos
Ein bleierner Sommer auf Teneriffa. Zwei 10-jährige Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen sind beste Freundinnen. Beide wachsen bei der Großmutter auf. Die Ich-Erzählerin und ihre Freundin Isora verbringen die Tage miteinander. Sie spielen mit
Barbies, erkunden die Gegend und träumen von einem Ausflug ans Meer. Die Schwüle des Sommers legt sich auf die Insel und auf die beiden Mädchen, die miteinander erste sexuelle Erfahrungen machen. - Die junge spanische Autorin Abreu (Jahrg. 95) schildert die frühe Pubertät ihrer beiden Heldinnen drastisch. In der einfachen Sprache ihrer Protagonistin erzählt sie von körperlichen Ausscheidungen, von Erbrochenem, Exkrementen und Blut. Die Ich-Erzählerin wäre gerne mutig und furchtlos wie Isora. Die Bewunderte gibt die Spiele vor und stachelt die Freundin immer wieder an, Verbote zu übertreten. Nach einem heftigen Streit der Freundinnen kommt es zur Katastrophe. Die Atmosphäre der Pubertät wird durch die Landschaftsschilderungen unterstrichen, ein nahegelegener Vulkan symbolisiert das brodelnde Gefühlsleben. Das in Spanien hymnisch gelobte Debüt mit seinen Tabubrüchen verlangt unerschrockene Leser/-innen.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.

So forsch, so furchtlos
Andrea Abreu ; aus dem Spanischen von Christiane Quandt
Kiepenheuer & Witsch (2022)
184 Seiten
fest geb.