Solito
Javier, ein 9-jähriger Junge aus El Salvador, tritt mit Hilfe einer Schleusergruppe (Kojoten) die beschwerliche Reise zu seinen Eltern in die USA an, die dort als politische Flüchtlinge seit einigen Jahren leben. Versuche, legal mit einem Visum auszureisen,
sind gescheitert. Deshalb schicken seine Großeltern ihn mit Fremden quer durch Guatemala und Mexiko nach Kalifornien. Dabei muss er in kleinen Booten die stürmische See überwinden, tagelange Transporte auf LKWs überstehen, zusammengepfercht im Gefängnis ausharren und bei brütender Hitze durstig durch die Wüste Sonora wandern, immer die Angst vor Entdeckung im Nacken. Er fasst nur zögerlich zu seinen Mitreisenden Vertrauen, versucht nicht aufzufallen, alles richtig zu machen und „brav zu sein“. – Javier Zamora erzählt in Solito nach über zwanzig Jahren seine spektakuläre Flucht, um die Traumata seiner Migration aufzuarbeiten. Es ist ein aufrüttelndes Buch von einem kleinen Jungen, der über sich hinauswächst, viel Leid auf sich nimmt und großen Mut beweist, um mit seinen Eltern wieder vereint zu sein, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Zamora berichtet aus der Perspektive des Kindes mit kindlicher Unschuld und einer Detailgenauigkeit, die die Leser:innen sehr anrührt. Es ist ein sehr berührendes Buch, das einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Da keine Landkarte vorhanden ist, fällt es manchmal etwas schwer, die Reiseroute zu verfolgen.
Elisabeth Kemper
rezensiert für den Borromäusverein.

Solito
Javier Zamora ; aus dem Englischen von Ulrike Wasel und [einem weiteren]
Kiepenheuer & Witsch (2024)
490 Seiten
fest geb.