Die freie Welt
David Bezmozgis, selbst 1980 siebenjährig mit seinen Eltern aus Lettland nach Kanada ausgewandert, erzählt in seinem ersten Roman von der achtköpfigen Familie Krasnansky (den Großeltern Samuel und Emma, den Söhnen Karl und Alec mit ihren Frauen Rosa und Polina und zwei Kindern) aus Riga, die 1978 aus der Sowjetunion ausreist und nach der erniedrigenden Behandlung durch sowjetische Zöllner an der Grenze fünf Monate in Rom auf Visa nach Kanada warten muss. Sie versuchen, in der für sie völlig unbekannten westlichen Welt zurechtzukommen. Nachdem sie eine Wohnung gefunden haben, passt Karl sich schnell dem ungewohnten Kapitalismus an und betreibt Schmuggel- und Schwarzmarktgeschäfte, während Alec sich treiben lässt und sich nur für hübsche Frauen interessiert und Großvater Samuel, dogmatischer Altkommunist und Veteran der Roten Armee, die neue Welt sehr skeptisch betrachtet. In dieser Wartezeit erinnern sich Samuel, Alec und Polina an ihr früheres Leben in Riga. Bezmozgis beschreibt die Absurditäten und Komik dieser Situation in der "Transitstadt" Rom, und der Leser folgt dem Sog dieser Erzählung, der ihn bis zum Ende, dem Aufbruch der Familie nach Kanada, nicht mehr loslässt. Sehr zu empfehlen! (Übers.: Silvia Morawetz)
Gudrun Eckl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die freie Welt
David Bezmozgis
Kiepenheuer & Witsch (2012)
349 S.
fest geb.