Blasmusikpop oder wie die Wissenschaft in die Berge kam

In einer Mischung aus Chronik und Erzählung stellt die junge österreichische Autorin ein einsam gelegenes Bergdorf und seine Bewohner vor. Die seit ewigen Zeiten fest gefügten Strukturen brechen allmählich auf, als Johannes Irrwein, der Enkel des Blasmusikpop oder wie die Wissenschaft in die Berge kam einzigen jemals aus dem Dorf "Entkommenen" und studierten Arztes Johannes Gerlitzen, ins Dorf St. Peter am Anger zurückkehrt und beginnt, die Chronik des Ortes zu schreiben - ganz im Stil seines großen griechischen Vorbildes Herodot. Als gebildeter Außenseiter findet Johannes erst Anerkennung, als es ihm gelingt, ein Freundschaftsspiel mit dem FC St. Pauli zu organisieren, was das Dorf in kollektive Aufregung versetzt. Für dieses Großereignis studiert die örtliche Blaskapelle Popmusik ein. Zudem zieht zur gleichen Zeit ein Architekt mit seiner Tochter ins Dorf. - Vea Kaiser gelingt ein großer, unbedingt lesenswerter Debütroman, in dem sie die Bergwelt und ihre Bewohner mit hintergründigem Humor und frei von strenger Realitätsgläubigkeit vorstellt: die alten Männer, die schon immer das Dorf regiert haben, die Ehefrauen und Mütter, die in ihrer eigenen Welt leben, und die Jugend, die sich v.a. fürs Moped fahren, Mädchen und Fußballspielen interessiert. Wer sich für all die skurrilen Geschichten und Geschichtchen begeistern lassen will, lese diesen "Heimatroman" besonderer Güte. Allen Büchereien sehr empfohlen.

Wilfried Funke

Wilfried Funke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Blasmusikpop oder wie die Wissenschaft in die Berge kam

Blasmusikpop oder wie die Wissenschaft in die Berge kam

Vea Kaiser
Kiepenheuer & Witsch (2012)

491 S. : Kt.
fest geb.

MedienNr.: 364470
ISBN 978-3-462-04464-5
9783462044645
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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