Hier bin ich
Jacob Bloch wird in die Schule bestellt: Die Bar Mizwa seines ältesten Sohns Sam ist verhaltensbedingt gefährdet. Während Jacobs depressiver Großvater dieses Ereignis noch abwarten will, bevor er stirbt, interessiert sich der 13-Jährige Max mehr für seine Synagoge in der virtuellen Realität. Jacobs Frau Julia stellt nach der Entdeckung heimlicher Sex-SMS die längst zur Gewohnheit gewordene Ehe offen in Frage. Dann sind da noch Jacobs streitbarer Vater und ein altersschwacher Hund. Als Jacobs israelischer Cousin die Blochs in Washington besucht, trifft ein starkes Erdbeben Israel und löst einen sich rasch eskalierenden Konflikt in Nahost aus. - Rund zehn Jahre nach seinem letzten Roman legt Foer ein in Umfang, Form und Inhalt wuchtiges Buch vor, das sich u.a. um Befindlichkeiten und Identität dreht - ob im Bezug zum Judentum, Israel oder in persönlichen Beziehungen. So fragt Julia Jacob, ob er wirklich einer sein wolle, der "[a]lles verbirgt, ablenkt, sich versteckt? Nie ganz du selbst sein?" (S. 602). Verschiedene Erzählformen, zeitliche und inhaltliche Sprünge, die Gedankenfülle und die Protagonisten machen den Text je nach Lesegusto erschlagend, abwechslungsreich, mühsam oder herausfordernd. Die Rezensentin hat im Verlauf immer größeren Gefallen an dem Buch gefunden, das sie oft zum Schmunzeln gebracht hat und über ihr eigenes Sein hat nachdenken lassen. Am besten selbst lesen! (Übers.: Henning Ahrens)
Barbara Sckell
rezensiert für den Borromäusverein.
Hier bin ich
Jonathan Safran Foer
Kiepenheuer & Witsch (2016)
682 S.
fest geb.