Null K

Die amerikanische Geschichte liegt bei John DeLillo auf der Couch. Umsichtig und eher breitflächig als tiefgründig beschrieb der Autor, der im Dezember 2016 achtzig wird, die Ausweitung der Kampfzonen vom Kennedy-Mord über Müll und Mao bis zu "9/11". Null K Diesmal ist die Zukunft an der Reihe. Ross Lockhart, ein millionenschwerer Selfmade-Typ, hat eine Methode fürs ewige Leben entwickelt. Kyrokonservierung heißt die Losung, und sie gilt vor allem Lockharts sterbenskranker (und deutlich jüngerer) zweiter Frau Artis. Als seine erste Frau starb, war er wo? Auf dem Titelblatt von "Newsweek", antwortet der Sohn, der die Geschichte vom Traum der Überwindung des Todes erzählt, kühl, ohne Nachsicht, aber offen auch für religiöse Fragen: Wie kann man der Herrschaft der codierten Welt und den Menschheitsrisiken des 21. Jahrhunderts entkommen? Wo sind die Grenzen der lebensverlängernden Medizin? Was ist das überhaupt: Leben? Und kann es sinnvoll sein, die Lücke am Ende des Lebens mit der Aussicht auf ein Weiterleben zu schließen? Am Ende lässt sich Lockhart, obwohl kerngesund, mit seiner Geliebten einfrieren. Eine gruselige Vorstellung in einem ebenso verstörenden wie aufhellend argumentierenden Roman. Empfehlenswert für alle Bestände. (Übers.: Frank Heibert)

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Null K

Null K

Don DeLillo
Kiepenheuer & Witsch (2016)

279 S.
fest geb.

MedienNr.: 587628
ISBN 978-3-462-04945-9
9783462049459
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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