Helenes Stimme

Helene Lange ist eine bekannte Frauenrechtlerin des 19./20. Jh., die nach Sanne Jellings Auffassung zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Sie lässt die 80-jährige Marie im Rückblick von ihrer Freundin Helene erzählen, die als 16-jährige für Helenes Stimme ein Jahr als Pensionatstochter in ihrer Familie im Pfarrhaus in Eningen gelebt hat. Was Helene dort erlebt, macht sie zur unerschrockenen Kämpferin für die Bildung und Gleichstellung der Frau. In der eigenen Familie durfte sie mit Vater, Brüdern und Gästen reden und diskutieren, sie durfte lesen, was sie interessierte, sie lernte das Schachspiel – in Maries Familie wird eine deutliche Grenze zwischen Mann und Frau gezogen, Frauen sind auf die Hausarbeit zurückgeworfen, haben zu schweigen, wenn Männer reden, da sie als nicht in der Lage gelten, Politik, Wissenschaft und Literatur zu verstehen. Als Marie vergewaltigt wird, ist nicht der Vergewaltiger, ein angehender Pfarrer und Freund des Bruders, schuld, sondern sie, die Frau. Er will sie nicht heiraten, denn sie ist nicht mehr rein – er werde beichten, dann sei seine Schuld getilgt. Marie zieht sich in sich zurück und kommt nach dem Tod der Mutter in eine psychiatrische Anstalt. Ein solide erzählter Roman über eine Frauenrechtlerin, deren Wirken nicht vergessen werden sollte.

Barbara Schürmann-Preußler

Barbara Schürmann-Preußler

rezensiert für den Borromäusverein.

Helenes Stimme

Helenes Stimme

Sanne Jellings
Kindler (2023)

204 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 751495
ISBN 978-3-463-00041-1
9783463000411
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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