Sterben lernen
Der bekannte Erziehungswissenschaftler Wolfgang Bergmann (zul. "Lasst eure Kinder in Ruhe!", BP/mp 11/814) ist 2011 an Knochenkrebs verstorben. Auf der Palliativstation setzte er sich schreibend mit seinem Sterben auseinander. Ganz authentisch und
ohne Pathos brachte er seine Einsichten und Ungewissheiten zu Papier. Offene Fragen führt er nicht leichtfertig Antworten zu. Vielmehr bringt er das Fragmentarische des Lebens und Erkennens ansprechend zur Sprache. Es geht um offenes Formulieren ohne Scheu vor dem Untergang bei unbefriedigenden Antworten. Der Respekt vor traditionellen Überlegungen speist sich dabei weder aus einer Überlegenheit noch aus Unterredungen mit unterschiedlichen Menschen in Beratung und Begegnung, sondern aus dem Unterfangen, dem Leben und der Liebe auf den Grund zu gehen und grundsätzlich zu trauen. Illustrationen von Oliver Weiss sorgen für visuelle Akzente und Entschleunigung beim Lesen, ein Nachwort von Annelie Keil steht am Ende des Büchleins. Eine anregende, ansprechende Einladung zur "ars moriendi", lesenswert, auch wenn Bergmann auf religiösen Trost verzichtet.
Reiner Andreas Neuschäfer
rezensiert für den Borromäusverein.

Sterben lernen
Wolfgang Bergmann
Kösel (2011)
80 S. : Ill.
fest geb.