Warum nur?
Die kurze Frage des Titels ist bereits symptomatisch und stellt das, was in Hinterbliebenen nach einem Suizid vorgeht, in ihrer absoluten Knappheit doch so treffend heraus. Jede/r, der mit dieser Situation konfrontiert wird, dürfte sich diese Frage
stellen - und gleichzeitig wissen, dass sie sich nicht beantworten lässt. Mit ihr verbunden ist auch unmittelbar das Gefühl der Schuld, das oft zu einem Trauma bei den Angehörigen führt. Der Autorin, die aus eigener Erfahrung schreibt, gelingt es in herausragender Art und Weise, das hier oft einsetzende Verstummen aufzubrechen und Mut zu machen, offen mit dem Suizid umzugehen. Besonders die Kapitel zu Scham, Wut und Verzweiflung sowie die teilweise erschütternden Zitate aus Abschiedsbriefen wenden sich konkret an Suizid-Hinterbliebene, wohingegen die wertvollen Hinweise zu Trauer und Trauerbegleitung sonst auch bei jedem anderen (überraschenden) Todesfall ihre Gültigkeit besitzen. Dass dieses gehaltvolle Buch darüber hinaus auch noch ausnehmend geschmackvoll gestaltet und angenehm zu lesen ist, dürfte es zu einem unverzichtbaren und äußerst empfehlenswerten Standardwerk machen!
Susanne Elsner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Warum nur?
Freya v. Stülpnagel
Kösel (2013)
159 S. : zahlr. Ill.
fest geb.