Blauwasser
Der sechsjährige Sohn von Meg und Rex stirbt bei einem Verkehrsunfall, weil eine Bekannte mit Restalkohol im Blut ihr Auto übersieht. Rache und Vergeltung sind die ersten Gefühle und Impulse, die das Elternpaar zur Bewältigung ihrer Trauer umtreibt. Der Entschluss, einen Segeltörn zu machen und den Alltag für einige Zeit hinter sich zu lassen, verändert die Trauer und der räumliche und zeitliche Abstand sowie die Begegnung mit anderen vom Schicksal gebeutelten Menschen ermöglicht Verzeihen und Loslassen. So ist es Meg schließlich sogar möglich, der Frau, die ihren Sohn tötete, gegenüberzutreten, ja sogar zu helfen, als diese sich in einer schier ausweglosen Situation befindet. Dieser entscheidende Schritt befähigt beide Elternteile, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und einen Neuanfang miteinander und mit ihrem ehemaligen Umfeld zu wagen. - Der leise erzählte Roman über den schlimmsten Verlust, der eine Familie treffen kann, besticht durch die auktoriale Erzählweise der zurückgebliebenen Mutter. Sie bezieht ihre Leser ein in ihre Innenwelt, macht ihr Gefühlschaos nachvollziehbar und ist dennoch in der Lage, sich selber zu reflektieren. Und obwohl nirgends der Begriff Gott auftaucht, merkt man an der inneren Wandlung Megs, dass sich eine verzeihende Macht allmählich Bahn bricht, die durchaus mit religiösen Gefühlen verglichen werden kann und eine heilende Wirkung entfaltet. Ein reifes Buch zu einem ernsten Thema, das Betroffenen im Umfeld einer solchen Katastrophe Hilfe und Verständnis bieten kann. (Übers.: Bettina Abarbanell)
Beate Mainka
rezensiert für den Borromäusverein.
Blauwasser
A. Manette Ansay
List (2008)
317 S.
fest geb.