Wir sind die Wolfskinder
Die Journalistin Sonya Winterberg berichtet in diesem sorgfältig recherchierten Buch eindringlich und einfühlsam vom Schicksal der sog. Wolfskinder, denen nach der Eroberung Ostpreußens durch die Rote Armee und nach der Ermordung bzw. dem Verlust ihrer Familien die Flucht nach Litauen gelang, wo sie - völlig auf sich allein gestellt - durch Betteln, Stehlen oder schwere Arbeit zu überleben versuchten. Die Erinnerungen der heute meist betagten Frauen und Männer schockieren zutiefst und bezeugen authentisch die Brutalität und Unmenschlichkeit einer Vergeltungspolitik gegen die wehrlose Zivilbevölkerung. Die Schicksale der aus einer sorglosen Kindheit brutal herausgerissenen Kinder - so verschieden sie nach Herkunft oder Charakter auch waren - beinhalten fast dieselben schrecklichen Erfahrungen, die ihr Leben bis heute belasten - Vergewaltigung, Mord, Hungertod und den oft aussichtslos erscheinenden Kampf ums Überleben. Die Autorin schildert auch die Dankbarkeit der ehemals Heimatlosen für die Hilfsbereitschaft der Litauer, die sich - trotz der Gefährdung ihres eigenen Lebens - der Verwahrlosten annahmen, sie versorgten und z.T. adoptierten, was sich nach dem Ende der Sowjetrepublik Litauen als nachteilig für die Anerkennung als Deutschstämmige erwies. - Ein wichtiges Buch mit einer eindringlichen Mahnung, breit empfohlen!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wir sind die Wolfskinder
Sonya Winterberg
Piper (2012)
335, [24] S. : Ill., Kt.
fest geb.