Schwarzbuch Putin
Wer ein mit Schwarzbuch betiteltes Werk aufschlägt, erwartet die Aufdeckung von Missständen, wenn nicht unmoralischen, illegalen oder gar kriminellen Machenschaften des Betrachtungsgegenstandes. So auch hier. In zwei Dutzend Artikeln schildern verschiedene Autoren ihren Blick auf den russischen Präsidenten, allen voran die beiden Herausgeber/-innen. Dabei werden verschiedene Ausgangspunkte gewählt, biographische wie politische. Wieder andere nehmen Bezug auf Psychologie, dem Orthodoxen Glauben, Geschichte Russlands oder die kalte Logik der Macht. Eine Reihe von Redundanzen über die Beiträge hinweg deutet auf eine nicht immer gut abgestimmte Erstellung der Artikel. Die Beiträge unterscheiden sich stark im Tonfall und der Nachvollziehbarkeit der Anklagepunkte. Positiv hervorzuheben sind die leidenschaftlichen, luzid verbundenen und dabei immer sauber belegten Artikel von Stephane Courtois und Galia Ackerman. Manch andere Autoren dagegen geben ihrer Verachtung Ausdruck in einem rüden Ton oder zitieren fragliche Quellen. Wer nach Belastbarem sucht, um die eigene Abneigung gegen Wladimir Putin zu untermauern, wird jedenfalls reichlich fündig. Anmerkungen und Register sind mit 50 Seiten gut ausgestattet. - Eines der klügeren Bücher in der aktuellen Flut der Putin-Literatur. Für alle Bestände geeignet.
Werner Wagner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Schwarzbuch Putin
Stéphane Courtois, Galia Ackerman (Hg.) ; aus dem Französischen von Jens Hagestedt [und 6 weiteren]
Piper (2023)
503 Seiten
fest geb.