Heilung
Organisch gesund, in abgesicherten wohlhabenden Verhältnissen sucht der männliche Ich-Erzähler aufgrund andauernder Schlafprobleme nach Heilung in den Bergen. Seine Frau hat ihn überredet, es im luxuriösen „San Vita“ bei Professor Trinkl in
Südtirol zu versuchen. Entspannung, Massage, Gespräche, aber auch seltsame Merkwürdigkeiten bis zur Bärenjagd erwarten den Patienten. Er soll seinem inneren „Unbehagen“ nachspüren und damit den Grund seiner Schlaflosigkeit aufspüren. Er erinnert sich an die Kindheit mit liebevoller Großmutter und den verlorenen geglaubten Jugendfreund Jesper. Am Ende der Woche verlässt er nach Enttäuschung und Ärger fluchtartig das Resort in der Hoffnung, sich im Odenwald auf dem autarken Bauernhof des wiedergefunden Freundes und seiner Frau durch körperliche Arbeit und einfaches Leben Heilung zu verschaffen. Aber auch das misslingt und endet tödlich für seinen Freund, bevor der Schlaflose nach Hause zurückkehrt. Ein tragischer Sinn-Suchender in der Mitte des Lebens zwischen Luxus und Einfachheit, zwischen Innen- und Außenwahrnehmung und zwischen Scheitern und Neuanfang. Die Beschreibung einer Männlichkeitskrise, gespickt mit literarischen und gesellschaftskritischen Anspielungen - schräg bis grotesk und mitunter (gewollt) überzeichnet.
Karin Steinfeld-Bartelt
rezensiert für den Borromäusverein.

Heilung
Timon Karl Kaleyta
Piper (2024)
205 Seiten
fest geb.