Ida

Als Ida Adler als junges Mädchen von ihrem 30 Jahre älteren Nachbarn sexuell missbraucht wird, reagiert sie mit Husten und Sprachlosigkeit. Ihr Vater, der mit der Frau dieses Nachbarn ein Verhältnis hat, schickt Ida zur Behandlung zu Siegmund Freud. Ida Freud diagnostiziert Hysterie bei Ida und redet ihr ein, das Erlebte sei eine eingebildete Wunschvorstellung, weil sie in den Nachbarn verliebt sei. Von der vom Vater betrogenen und deshalb depressiven Mutter erhält Ida ebenso wenig Hilfe wie von ihrem Bruder, der sich als Sozialdemokrat hauptsächlich mit Politik beschäftigt. Der sexuelle Missbrauch begleitet Ida ihr ganzes Leben lang. Nach einer unglücklichen Ehe verlässt sie auf der Flucht vor den Nazis Deutschland, um bei ihrem Sohn in den USA zu leben. - Katharina Adler ist Urenkelin von Ida Adler. Sie schildert glaubwürdig Ida Adlers Lebensgeschichte, die als "Dora", wie Freud sie in einer Veröffentlichung nannte - in die Geschichte der Psychologie einging. Die überwiegend historischen Figuren in Adlers Roman geben einen guten Einblick in die sozialen Strukturen der Wende vom 19. zum 20. Jh. und zeigen an Idas Beispiel deutlich den heuchlerischen Umgang jener Zeit mit Fragen der Sexualmoral. Ab mittleren Beständen für Leser/innen anspruchsvoller Frauen- oder Familienromane empfohlen.

Adelgundis Hovestadt

Adelgundis Hovestadt

rezensiert für den Borromäusverein.

Ida

Ida

Katharina Adler
Rowohlt (2018)

507 S.
fest geb.

MedienNr.: 594793
ISBN 978-3-498-00093-6
9783498000936
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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