Der Wod
Am 75. Geburtstag von Charlottes Großmutter Lilli fliegen die Fetzen. Lillis Brüder Karl und Nis gehen aufeinander los. Charlotte möchte verstehen, warum eine scheinbar harmlose Bemerkung über Kartoffeln zu einer solchen Auseinandersetzung geführt hat. Jahre später erfährt sie von ihrem Onkel Nis, was es mit den Kartoffeln auf sich hatte und beginnt, die Familiengeschichte zu entwirren, stößt auf Freimaurer und Nazi-Machenschaften. Davon erzählt sie ihrem Sohn. - Die Schweizer Autorin Tschui beschreibt in ihrem spannenden Roman mit anspruchsvoller Erzählstruktur Menschen, die Schreckliches erlebt haben und Böses tun. Keine der handelnden Personen ist jedoch schwarz oder weiß gezeichnet. Durch das Geschehen zieht sich immer wieder die norddeutsche Sage vom Wod, eines Geisterreiters, der alles niedermäht, was sich ihm in den Weg stellt. Die Bewusstseinsströme der unterschiedlichen Figuren zeichnen ein schweizerisch-deutsches Familienporträt, das von Krieg, Flucht und Vertreibung, Geheimbünden und Lügen erzählt, die ein Leben zerstören können. Eine literarische Entdeckung!
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Wod
Silvia Tschui
Rowohlt Hundert Augen (2021)
271 Seiten
fest geb.