Keiner betete an ihren Gräbern

Hanna ist Christ, und Zakaria ist Muslim. Sie werden wie Brüder in einer Familie groß und bleiben unzertrennlich bis zu ihrem Tod im Jahr 1951. Der Autor Khaled Khalifa, geboren 1964 in Aleppo, ist ein syrischer Schriftsteller und lebt in Damaskus. Keiner betete an ihren Gräbern Sein Roman über die Freundschaft zwischen Hanna und Zakaria beginnt mit einer großen Flut des Euphrat im Jahr 1907. Das Dorf in der Nähe von Aleppo, in dem beide Freunde mit ihren Familien leben, wird komplett ausgelöscht. Es gibt Hunderte von Toten, und Hanna verliert Frau und Sohn. Zakarias Ehefrau verwindet den Tod des gemeinsamen Kindes nicht. Beide Freunde überleben, aber ihr bisheriges Leben hat keinen Bestand mehr. In zahlreichen Rückblenden wird die Geschichte der beiden Hauptpersonen erzählt. Hanna und Zakaria führen vor der großen Flut ein ausschweifendes Leben, vergnügen sich sinnenfroh mit käuflichen Frauen, errichten ein eigenes Bordell. Nach der großen Flut werden beide zu Suchenden. Hanna entsagt allem Materiellen und wird zum ruhelosen Wanderer. Erzählweise und reichhaltige Sprache gehen auf die orientalische Erzähltradition zurück. Der Roman ist eines der Werke, die "auf der literarischen Weltkarte die Originalfarbtöne" der arabischen Literatur zum Vorschein bringen, wie es Lucien Leitess, Chef des Zürcher Unionsverlags, einmal formulierte. Das Buch ist mit 537 Seiten umfangreich und besonders Liebhabern arabischer Literatur und Syrien-Interessierten zu empfehlen.

Renate Feldmeyer

Renate Feldmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Keiner betete an ihren Gräbern

Keiner betete an ihren Gräbern

Khaled Khalifa ; aus dem Arabischen von Larissa Bender
Rowohlt (2022)

540 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 750280
ISBN 978-3-498-00204-6
9783498002046
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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