Mary Shelleys Zimmer

Im April 1815 bricht der Vulkan Tambora in Indonesien mit einer Intensität von 7 auf dem Vulkanexplosivitätsindex 0-8 aus. Es sterben mindestens 117.000 Menschen in der Umgebung. Die Staubteilchen werden durch Höhenwinde auf die ganze Erde verteilt Mary Shelleys Zimmer und verursachen auch in Europa Missernten und Hungersnöte. Der Sommer des Jahres 1816, "Jahr ohne Sommer" genannt, wird zum kältesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Zahlreiche europäische Staaten erleben Ernteausfälle, Hungersnöte und Wirtschaftskrisen, die viele Menschen zur Emigration nach Amerika veranlassen. In Frankreich und England kommt es zu Aufständen, in der Schweiz wird der Notstand ausgerufen. Napoleon verliert u.a. wegen des regenreichen Wetters die Schlacht von Waterloo. Goethe beginnt in Weimar mit den ersten Klimaaufzeichnungen, Caspar David Friedrich malt spektakuläre Sonnenuntergänge aufgrund des Schwefelgehalts in der Atmosphäre und die englische Schriftstellerin Mary Shelley verfasst wegen des schlechten Wetters in der Schweiz ihren Roman Frankenstein. Sie, ihr Mann Percy und Lord Byron verbringen den Sommer 1816 in der Villa Diodati in der Nähe des Genfersees. Sie praktizieren die freie Liebe, experimentieren mit Drogen und führen ein dekadent melancholisches Leben. Das Buch bietet durch die verschiedenen Personen und Orte, jeweils eingeleitet in einzelnen Kapiteln, eine anregende und abwechslungsreiche Lektüre. Die wissenschaftlichen, politischen und privaten Details sind außerordentlich gut recherchiert, belegt durch ein umfangreiches Quellenverzeichnis. Das Buch hat einen wunderbaren Lesefluss. Mit einem Wort: absolut empfehlenswert mit dem Zeug zum Bestseller.

Renate Feldmeyer

Renate Feldmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Mary Shelleys Zimmer

Mary Shelleys Zimmer

Timo Feldhaus
Rowohlt (2022)

317 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 750282
ISBN 978-3-498-00236-7
9783498002367
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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