Schwarzes Herz

Jasmina Kuhnke erzählt in ihrem Debüt davon, wie es ist, als schwarzes Kind in Deutschland der 90er Jahre aufgewachsen zu sein. Schon ganz zu Beginn warnt sie die Leser/-innen vor der Darstellung „körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt, Schwarzes Herz Rassismus (…), diskriminierende(r) Sprache, Alkohol und Drogen“. Sie wählt die Ich-Form und lässt die Erzählerin schonungslos beschreiben, wie sie von ihrem Mann sexuell genötigt, psychisch und physisch zerstört wird. Sie blickt voller Bitterkeit auf ihre Kindheit und Jugend zurück, die von der Brutalität ihres rassistischen Stiefvaters und Neonazi-Anfeindungen geprägt wird, von Ausgrenzung und Vorurteilen in der Schule, ihrer Rebellion, ihren toxischen Beziehungen. Um ihrer Kinder willen gelingt es ihr mit letzter Kraft, dem Teufelskreis zu entfliehen. Sie wird mit Hilfe eines gütigen, weltoffenen Mannes, den sie nach ihrem langen Leidensweg eher zufällig kennen und lieben lernt, zum Schreiben ermutigt. Und sie schreibt, nicht nur für sich selbst, sondern vor allem, um anderen Menschen, vor allem Frauen, die Opfer von Rassismus und Diskriminierung jedweder Art (geworden) sind, Mut zu machen, aufzustehen, sich zu wehren und selbstbewusst zu leben. - Dieser, in vielen Momenten sicher auch autobiografische, konsequent gender-gerechte Roman ist relativ komprimiert und herausfordernd. Er ist „wie ein Schlag ins Gesicht“ (Carolin Kebekus) und zeigt, was es mit der Seele eines Menschen macht, der allein durch sein Anders-Sein Ungerechtigkeit und Herabwürdigung erleben muss. Einer interessierten, diskussionsfreudigen Leserschaft empfohlen.

Barbara Nüsgen-Schäfer

Barbara Nüsgen-Schäfer

rezensiert für den Borromäusverein.

Schwarzes Herz

Schwarzes Herz

Jasmina Kuhnke
Rowohlt Hundert Augen (2021)

204 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 607927
ISBN 978-3-498-00254-1
9783498002541
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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