Bittere Wasser

Ida wurde 1975 als Tochter der berühmten Zirkusartisten Georg und Jutta Kokosch geboren, die im Staatszirkus der DDR als Trapezartistin und Elefantendompteur auftreten. Idas Leben wechselt zwischen Tournee und Winterquartier. Mit sechs Jahren zieht Bittere Wasser sie zu den Großeltern in den Erzgebirgsort Tann. Als 1986 ihr Großvater an der Bergmannskrankheit Lungenkrebs stirbt, bricht für sie eine heile Welt zusammen. - Die Leipziger Autorin Tina Pruschmann (Jg. 1975) lässt die 11-Jährige als Reaktion darauf Runde um Runde auf ihrem Einrad um das Sanatorium fahren und zeigt so, parallel zu ihren kreisenden Gedanken, ihre Verzweiflung. Praktisch gleichzeitig mit dem persönlichen Verlust kommt es zur Kernschmelze in Tschernobyl; das private Schicksal wird so mit der Zeitgeschichte zusammengeführt. - Der Plan sieht für Ida nach dem Abitur eine Dressurausbildung vor. Doch dann kommt die Wende und der Staatszirkus wird abgewickelt. Die geliebten Elefanten Judy und Hollerbusch kommen nach Kyjiw in den Zoo. Dorthin reist Ida ihnen nach. Der Roman ist ein Stück Zeitgeschichte aus ungewöhnlicher Perspektive, ein Entwicklungsroman über ein Kind von Zirkuseltern und eine Geschichte über den Untergang der Bergwerkstradition in Tann. Großartig!

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Bittere Wasser

Bittere Wasser

Tina Pruschmann
Rowohlt Hundert Augen (2022)

284 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 750905
ISBN 978-3-498-00315-9
9783498003159
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.