Apeirogon

Zwei Väter, den Palästinenser Bassam und den Israeli Rami, verbindet die Trauer um ihre ermordeten Töchter. Abir, zehn Jahre alt, verstarb an einer Schädelblutung am Hinterkopf, ausgelöst durch ein Gummigeschoss eines israelischen Grenzsoldaten Apeirogon vor ihrer Schule in Bait Dschala, und Smadar,13, wurde von einem palästinensischen Selbstmordattentäter in der Ben-Yehuda-Fußgängerzone von Jerusalem mit in den Tod gerissen. Diese beiden Männer werden Freunde und kämpfen gemeinsam in der Organisation "Parents Circle" für den Frieden. Die Mitglieder, Israelis und Palästinenser, wollen Frieden, obwohl sie einen Angehörigen in blutigen Auseinandersetzungen verloren haben. Sie suchen nicht Rache, sondern Versöhnung. Sehr anschaulich wird dem Leser das kurze Leben der beiden getöteten Mädchen mit ihren Träumen und Sehnsüchten im Kontext der jeweiligen Lebenssituationen und die Lebenserfahrung der Eltern nahegebracht. - Der irische Autor Colum McCann schildert fragmentarisch in 1.000 Kapiteln (ein Apeirogon ist eine zweidimensionale geometrische Form mit einer gegen unendlich gehenden Zahl von Seiten) den Palästinenserkonflikt und Details über das Leben der dort wohnenden Familien. In scheinbar willkürlichen Kapitelsprüngen schlägt er einen Bogen über den jährlichen Vogelflug zum Westjordanland oder von Theresienstadt über Jerusalem zu Mahatma Gandhi. Dieser tief berührende politische Roman beruht auf den realen Lebensgeschichten der Protagonisten und spürt in seiner großartigen Sprache den Fragen nach, wie man weiterleben kann, wenn man sein Kind auf so grausame Weise verliert, und ob Gegner auch Opfer werden können. Anspruchsvollen Lesern sehr zu empfehlen.

Elisabeth Kemper

Elisabeth Kemper

rezensiert für den Borromäusverein.

Apeirogon

Apeirogon

Colum McCann ; aus dem Englischen von Volker Oldenburg
Rowohlt (2020)

595 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 601466
ISBN 978-3-498-04533-3
9783498045333
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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