In Rente

Gleich nach den ersten Seiten hat der Leser den Eindruck, der Eintritt in das Rentendasein überfalle den Ich-Erzähler, den fiktiven Zeitungsredakteur Thomas Hecker, ganz plötzlich. Dabei weiß er es natürlich seit langem: 65 Jahre ist die Ziellinie. In Rente Rechtzeitig stellt er seinen Rentenantrag, ist erschüttert über die karge Rente und muss erkennen, dass er trotzdem zu den "Bessergestellten" gehört. Ohne Groll, aber wehmütig verabschiedet er sich in einer netten Feier von den Kollegen. Der Tag x, also der 1. Tag im Leben seines Rentnerdaseins, beginnt gemütlich. Er und seine noch berufstätige Frau frühstücken gemeinsam und dann ist er auf sich gestellt. Wie er das bewerkstelligt, darüber schreibt Wolfgang Posinger sehr aufschlussreich, realitätsnah und mitunter fast schon philosophisch. - Der Autor hat sich von Ruheständlern über Krisen und Ängste bei diesem letzten Lebensabschnitt erzählen lassen. Daraus entstand dieses höchst lesenswerte, wenn auch in vielen Passagen etwas deprimierende Buch - ein Mittelding zwischen Roman, Sachbuch und Ratgeber - das neben Titeln wie Bettina von Kleists "Wenn der Wecker nicht mehr klingelt" oder "Heiter weiter!" von Maria von Welser einen guten Platz im Regal einer Bücherei finden sollte.

Martina Mattes

Martina Mattes

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

In Rente

In Rente

Wolfgang Prosinger
Rowohlt (2014)

236 S.
fest geb.

MedienNr.: 402446
ISBN 978-3-498-05314-7
9783498053147
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Fa, SL
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