Das innere Auge
Eine Patientin erkennt anstelle einer Kneifzange eine Banane, eine andere umarmt im Supermarkt den falschen Mann, ein weiterer Patient erkennt keine Farben mehr. Sacks schildert neurologische Erkrankungen, bei denen es zu optischen Täuschungen kommen kann. Durch Unfall, Schlaganfall oder Tumore können an unterschiedlichen Schnittstellen des Wahrnehmungsprozesses im Gehirn Störungen auftreten. Sacks geht es jedoch nicht nur um die wissenschaftliche Analyse solcher Fälle, sondern vor allem um die Frage, wie die Patienten mit einer solch schweren Einschränkung im Alltag zurechtkommen. Mit viel Wärme und Einfühlungsvermögen schildert er die oft tragikkomischen Symptome. Selbst durch ein Melanom im rechten Auge betroffen, wird Sacks tragischerweise die intensivste Beobachtung des Phänomens ermöglicht. Lesenswert allein schon aufgrund des erkennbar hohen wissenschaftlichen Fortschritts der neurologischen Forschung.
Lieselotte Banhardt
rezensiert für den Borromäusverein.
Das innere Auge
Oliver Sacks
Rowohlt (2011)
281 S.
fest geb.