Dreieinhalb Stunden
Am 13. August 1961 um 8:10 Uhr verlässt der Interzonenzug D 151 München, um seine Fahrgäste in ihre Heimat, die DDR, zurückzubringen. Im Zug spricht sich herum, dass die DDR-Führung eine Mauer im Eilverfahren bauen lässt, damit keine weiteren
DDR-Bürger in die BRD fliehen können. Die Beziehungen der Reisenden drohen auseinanderzubrechen. Obwohl z. B. Marlies schon vor der Abfahrt aus München vom Berliner Mauerbau weiß, informiert sie weder Mann noch Kinder darüber, aus Angst, dass ihr Mann in München bleiben will. Sogar die in der DDR erfolgreiche Lokführerin stoppt den Zug kurz vor der Grenze, um mit einem DDR-Journalisten im Westen einen Neuanfang zu wagen. - Krause gelingt es, ein realistisches Bild in gut verständlicher Sprache vor Augen zu führen, ohne die Entscheidungen der sensibel gezeichneten Figuren zu bewerten. Sowohl diejenigen, die sich für ein Leben in der BRD entscheiden, als auch die, die von den Idealen der DDR überzeugt sind, riskieren den Bruch mit ihren Familien und Freunden. Ein beeindruckender Roman über die Geschichte des geteilten Deutschlands. Die Erlebnisse der Romanfiguren ähneln Schicksalen authentischer Geflohener aus der DDR und denen der dort Verbliebenen.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.

Dreieinhalb Stunden
Robert Krause
Rowohlt Taschenbuch Verlag (2021)
348 Seiten : Karte
kt.