Ein seltsamer Ort zum Sterben
Sheldon Horowitz, 82 Jahre, amerikanischer Jude, lebt nach dem Tod seiner Frau bei seiner Enkelin und ihrem Mann in Oslo. Eines Tages hört er Lärm im Treppenhaus. Vor seiner Tür steht eine Frau mit ihrem kleinen Jungen. Sheldon rettet den Jungen,
dessen Mutter von ihrem Peiniger getötet wird, und flieht mit ihm. Eine abenteuerliche Flucht nimmt ihren Lauf. Sheldon selbst war im Koreakrieg als Scharfschütze stationiert, während sein Sohn im Vietnamkrieg tödlich verwundet wurde. Körperlich vom Krieg unversehrt, aber seelisch gebrochen, agiert Sheldon dermaßen unverständlich für andere, dass seine Frau irgendwann der Überzeugung war, das müsse Altersdemenz sein. Doch ist es das wirklich? Im Buch wird schnell deutlich, dass Sheldon sehr wohl weiß, was real und was imaginär ist. Die ständig wechselnden Erzählperspektiven zwischen Horowitz, seiner verstorbenen Frau, seinem verstorbenen Sohn und seiner Enkeltochter machen den Roman zu einer spannenden, anspruchsvollen Lektüre, die zudem politisch und philosophisch geprägt ist. (Übers.: Olaf Roth)
Eva Riggs
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ein seltsamer Ort zum Sterben
Derek B. Miller
Rowohlt Polaris (2013)
397 S.
kt.