Die Kaufherrin
Theda hatte immer alles im Griff: Haushalt, ihre drei Kinder, den Kaufladen und die, wohl eher auf praktischen Gründen basierende, Ehe mit dem Geisenheimer. Das alles jedoch ändert sich 1792, als ihr Mann plötzlich stirbt und sie mit dem Geschäft
alleine lässt. Ihr Ältester, Jago, fühlt sich zu Höherem berufen, er möchte Dichter werden und sucht sich dafür ausgerechnet in dem Schankmädchen Errato seine Muse. Der jüngere Sohn Stefan geht ganz in den Gedanken der Französischen Revolution auf und begibt sich in die Kreise Gleichgesinnter, die auch in Frankfurt den Umsturz wünschen, und die Tochter hat sich heillos in einen Jungen verliebt, der nach Leipzig zum Studieren muss und sie verzweifelt und schwanger zurücklässt. Theda versucht geschickt, alles zum Guten zu lenken. Doch als plötzlich die Franzosen vor den Toren Frankfurts stehen und ihr auch noch ihre einzige große Liebe einen Heiratsantrag macht, scheint alles, wofür Theda gearbeitet hat, in sich zusammenzustürzen. - Der anregend geschriebene Roman entführt den Leser in die Zeit, als die Revolution in Frankreich auch in Deutschland für Unruhen sorgte. Die angespannte historische Lage wird ebenso spürbar wie die Verzweiflung und Bedürfnisse der Figuren - und der Tatendrang, der sie alle mitreißt.
Sonja Schmid
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Kaufherrin
Ines Thorn
Rowohlt-Taschenbuch-Verl. (2012)
335 S.
kt.