Juden - vom Feind zum Bruder
Der Verfasser, Geschichtsprofessor in Kalifornien, beschreibt zunächst die zweitausend Jahre alte Feindschaft der Christen gegen die Juden. Der Antijudaismus beschuldigte die Juden als Gottesmörder, die bekehrt werden mussten und selbst als Konvertiten
keine gleichberechtigten Christen wurden. Antijudaismus wird auch als eine Wurzel der späteren Stigmatisierung der Juden als besondere Rasse dargestellt. Connelly belegt ausführlich, dass es nicht zuletzt Konvertiten mit jüdischem Hintergrund waren, die sich lange vergeblich um ein Umdenken in der katholischen Kirche bemühten. Besonders eingehend werden die Anstrengungen von John M. Oesterreicher und Karl Thieme beschrieben. Kritisch wird die Rolle der Päpste Pius XII. und Paul VI. gesehen. Die überfällige Wende brachte schließlich das Zweite Vatikanische Konzil. Auch Auschwitz und der Holocaust führten zu einem Umdenken. In dem Konzilsdokument Nostra aetate wurde mit sehr großer Mehrheit die Unversöhnlichkeit der Kirche gegenüber den Juden beendet. Jetzt wurden die Juden als die "älteren Brüder" der Christen gesehen. Auf Missionierungsversuche wird verzichtet. Der Autor geht auch kritisch auf verbliebene Vorbehalte einzelner Bischöfe und Theologen ein. - Dieses Buch behandelt ein besonders wichtiges Thema, die Lektüre ist allerdings anspruchsvoll. Leser/innen mit geschichtlichen und theologischen Vorkenntnissen in größeren Büchereien sehr empfohlen.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Juden - vom Feind zum Bruder
John Connelly
Schöningh (2016)
310 S.
fest geb.