Tonio

Auf die polizeiliche Mitteilung, sein Sohn sei nach einem Verkehrsunfall "in kritischem Zustand" in ein Krankenhaus eingeliefert worden, reagiert der niederländische Schriftsteller A. F. Th. van der Heijden zunächst wie in Trance. "Es weint in mir", Tonio schreibt der 1951 Geborene in sein Tagebuch. Wochen später wird er notieren: "Es schreit in mir". Für Mirjam und "Adri", wie ihn der fast 22-jährige Tonio liebevoll nannte, scheint seit jenem Pfingstsonntag 2010 die Zeit stillzustehen. Ihr Wunschkind, ihr geliebter Toto, ist den Folgen seiner inneren Verletzungen erlegen. "Mussten wir ... bestraft werden ..., weil wir es zu dritt so gut hatten ...?" Einem "Tornado von Emotionen" ausgesetzt, verbinden sich "Schuld, Scham und Niederlage" sowie "Schmerz" und "Auflehnung". Mithilfe seiner Ende Mai 2010 begonnenen Tagebuchaufzeichnungen stellt sich van der Heijden dem nur schwer zu realisierenden Unglück. Wenn er ein knappes Jahr später sein dem Sohn gewidmetes Requiem vollendet, ist ein ungewöhnlicher, schonungslos ehrlicher, assoziativ geschriebener Roman entstanden. Als ein Anteilnahme zulassendes, bewegendes Abschiedsbuch hält es Erinnerungen wach, die den Betroffenen Kraft und Trost spenden. (Übers.: Helga van Beuningen)

Kirsten Sturm

Kirsten Sturm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Tonio

Tonio

A. F. Th. van der Heijden
Suhrkamp (2012)

671 S.
fest geb.

MedienNr.: 350070
ISBN 978-3-518-42259-5
9783518422595
ca. 26,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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