Die Erfindung des Jazz in Donbass

Um fünf Uhr morgens angerufen zu werden, bedeutet nichts Gutes. Das war Harry schon klar, bevor er den Hörer abnahm und vom Automechaniker Kotscha erfuhr, dass sein Bruder nach Amsterdam verschwunden sei und er, Harry, sich nun um die gemeinsame Die Erfindung des Jazz in Donbass Tankstelle kümmern müsse. Es gäbe Probleme. Nach kurzem Zögern fährt Harry am Wochenende darauf mehrere hundert Kilometer über Land zur heruntergekommenen Tankstelle an der Hauptstraße nach Charkiw. Bald tauchen die "Maiskönige" auf und machen unter Drohungen klar, dass der Oligarch die Tankstelle übernehmen will. Harry ist einem Verkauf nicht abgeneigt. Dies ändert sich jedoch, je länger er dableibt, neue Bekanntschaften schließt und alte Erinnerungen hochkommen. Welche der abenteuerlichen Begegnungen Harry vor der Kulisse der endlosen Weizen- und Maisfelder des russisch-ukrainischen Industriegebiets Donbass an glutheißen Sommertagen tatsächlich erlebt und wo er in Tagträumen abschweift, bleibt unklar und ist auch nicht weiter relevant. Das Leseerlebnis besteht aus dem Sog dieses fremdartigen, fantastischen Raumes und dem Gefühl einer grenzen- und gesetzloser Freiheit, die der ukrainische Autor hervorruft. Bildreich beschreibt er eine Gegend, die so ruppig und kantig ist, wie ihre Bewohner mit ihrer derben Sprache, hohen Gewaltbereitschaft und starkem Zusammenhalt untereinander. Der Roman erinnert an die Literatur der Beat Generation. - Für Büchereien mit ausgebauten Beständen. (Übers.: Juri Durkot u. Sabine Stöhr)

Barbara Sckell

Barbara Sckell

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Erfindung des Jazz in Donbass

Die Erfindung des Jazz in Donbass

Serhij Zhadan
Suhrkamp (2012)

394 S.
fest geb.

MedienNr.: 366849
ISBN 978-3-518-42335-6
9783518423356
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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