Seine Zeit zu sterben

Albert Ostermaiers Roman erzählt von einem Familiendesaster im Schneesturm. Ein junges Ehepaar versucht im Winterurlaub bei Kitzbühel eine kaputte Beziehung zu kitten, da verschwindet der Sohn bei einem Skikurs. Unfall oder Entführung, Verirren Seine Zeit zu sterben oder absichtliches Weglaufen - Ostermaier lässt den Leser mit seinen Personen ein spannendes Rätselraten beginnen. Ein russischer Oligarch ist mit von der Partie, eine hyperaktive Polizistin mit dem sprechenden Namen Bonnie, jede Menge Skifahrer - und ein Mann mit obskurer Vergangenheit, der in langen Beichtstuhlmonologen einen Gott zu provozieren versucht, den er nicht mehr verstehen kann: "Gott ist ein junger Hund, der dich anspringt, wenn du zu ihm heimkommst". Diese Gottesgespräche gehören zu den intensivsten Passagen in einem Buch, das mit viel Metapherngestöber und Theaterdonner und etwas zu viel Regieprosa - Ostermaier ist auch Dramatiker - eine Geschichte auf Leben und Tod im Skimilieu des "Streifs" erzählt, der mit durchschnittlich 25 Prozent Gefälle und mehreren Schikanen gefährlichsten Abfahrtsstrecke der Welt. Am Ende gibt es zwei Tote und die aus den Psalmen stammende Einsicht, dass alles im Leben seine Zeit hat, auch das Sterben. Ein nicht ganz leicht zu lesender, aber rasant und radikal geschriebener Roman aus der Berg- und Schneewelt.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Seine Zeit zu sterben

Seine Zeit zu sterben

Albert Ostermaier
Suhrkamp (2013)

305 S.
fest geb.

MedienNr.: 390148
ISBN 978-3-518-42382-0
9783518423820
ca. 18,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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