Flut
Mit seinem ersten in deutscher Übersetzung erschienenen Roman stellt sich der brasilianische Autor Daniel Galera (Jahrgang 1979) als ein begnadeter Erzähler vor. Präzise, knapp, dynamisch sowie atmosphärisch dicht berichtet er über Geschehnisse,
mit denen sein subtil porträtierter Protagonist 2008 im Fischerort Garopaba konfrontiert wird. Warum tauscht der Sportlehrer und exzellente Schwimmer seine Wohnung in Porto Alegre gegen eine feucht-muffige, direkt an der Atlantikküste gelegene Unterkunft ein? Die Einheimischen reagieren misstrauisch. Als er schließlich bekennt, dass er das Jahre zurückliegende, mysteriöse Verschwinden seines Großvaters aufklären möchte, schlägt ihm Feindseligkeit entgegen. In einer von Galera novellistisch angelegten Handlungsabfolge passiert der 33-Jährige jene Stationen, über die er in die abgelegene Behausung des von ihm Gesuchten gelangt. Was ihn erwartet, sind Aggressivität und Hass des alten Mannes. Durch einen Sprung ins Meer entkommt er dessen Messerattacke und wird im Nachhinein die ihn schockierende Begegnung mit einem "Fieberwahn" vergleichen. Wenn im spannend erzählten, vielschichtigen Roman das Meer eine wichtige dramaturgische Funktion erfüllt, betrachtet es der Autor darüber hinaus als Symbol für die Dynamik des Lebens. "Alles hat miteinander zu tun+", lautet die Botschaft der Magisch-Mystisches mit Realem verbindenden Prosa, die als Lektüre unbedingt zu empfehlen ist. (Übers.: Nicolai von Schweder-Schreiner)
Kirsten Sturm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Flut
Daniel Galera
Suhrkamp (2013)
422 S.
fest geb.