Das letzte Land

Der Musiker Ruven Preuk ist Anfang 70, als er in sein norddeutsches Heimatdorf zurückkehrt. In seinem Gepäck befinden sich drei Geigenkästen, von denen lediglich zwei ein Instrument enthalten. Neben der kleinen Geige, die der Wandermusiker Joseph Das letzte Land dem 9-Jährigen überließ, liebt Ruven vor allem die "Linde'sche", das Geschenk eines Arztes, der damals dem mittellosen jungen Mann Zugang zum Bildungsbürgertum ermöglichte. Der leere Kasten verbindet ihn mit Rahel, der Enkelin seines jüdischen Lehrers Goldbaum, die er vergeblich gesucht und nicht vergessen hat. Was also bleibt, wenn er sein Leben bilanziert? Wäre er ohne Krieg und Gefangenschaft ein bekannter Solist geworden? - Die in volksnaher, "sparsamer" Sprache erzählende Svenja Leiber (Jahrgang 1975) lässt den Verbitterten Halt in der Familie finden. Da die Autorin über das Schicksal der Preuks hinaus milieustimmige, die Jahre 1911-1975 betreffende Geschichten von einfachen Menschen erzählt, entsteht ein Zeitdokument, das beide Weltkriege sowie die Nachkriegs- und Wirtschaftswunderjahre umfasst. Obwohl die Zusammenführung einiger Lebenswege konstruiert wirkt und das Verhalten der Krankenschwester Hilde unverständlich bleibt, lohnt es, den emotional berührenden Roman zu lesen. Dass sich die gebürtige Hamburgerin u.a. auch mit dem Thema Heimat als Aufbruchsort und Trost spendendes Refugium auseinandersetzt, spricht für ihre Prosa.

Kirsten Sturm

Kirsten Sturm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das letzte Land

Das letzte Land

Svenja Leiber
Suhrkamp (2014)

307 S.
fest geb.

MedienNr.: 396466
ISBN 978-3-518-42414-8
9783518424148
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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