"Ich gehöre nirgendwohin"

Etwa 180.000 jüdische Kinder im Alter bis zu 10 Jahren überlebten den Holocaust aus ganz verschiedenen Gründen: sie wurden versteckt, mit Kindertransporten verschickt oder nach Kriegsende aus Konzentrationslagern befreit. Diesen jungen Überlebenden "Ich gehöre nirgendwohin" wurde lange Zeit keine Aufmerksamkeit gewidmet, denn sie hatten ja überlebt. Die kanadische Professorin Rebecca Clifford hat sich nun dieses Themas angenommen und viele Akten, Unterlagen und Interviews gesichtet und untersucht. Das Problem dieser Kinder war, dass viele keine Erinnerungen an ihre Eltern hatten, nach dem Krieg oft in Kinderheimen oder Pflegefamilien untergebracht waren, und wenn sich Jahre nach dem Krieg doch Überlebende der Kinder fanden, ein Ringen um Adoption der Kinder entstand, die aus ihrer inzwischen angenommenen Umgebung einfach herausgerissen und in andere, zum Teil komplett fremde Familien in anderen Ländern oder sogar Kontinenten hineingegeben wurden. In Interviews und geschilderten Sachverhalten wird deutlich, welchen neuerlichen Belastungen und Ängsten sich diese Kinder nach dem Krieg ausgesetzt sahen bis hin zu dem Problem, nicht als Überlebende anerkannt zu werden. - Die Autorin hat hier eine bemerkenswerte wissenschaftliche Arbeit geleistet, um die schlechte soziale Situation dieser überlebenden Kinder aufzuzeigen, die normalerweise mit ihrem dramatischen Schicksal in der Rezeption der Geschichte der Judenverfolgung weitgehend ignoriert wurden. Wegen des speziellen Themas für ausgebaute Büchereibestände empfohlen.

Annemarie Schreibert

Annemarie Schreibert

rezensiert für den Borromäusverein.

"Ich gehöre nirgendwohin"

"Ich gehöre nirgendwohin"

Rebecca Clifford ; aus dem Englischen von Stephan Gebauer
Suhrkamp (2022)

447, [16] Seiten : Illustrationen (teilweise farbig)
fest geb.

MedienNr.: 610083
ISBN 978-3-518-43051-4
9783518430514
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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