In den Wald

Im Jahr 1970 geht die Lehrerin Silvia nicht in die Schule, sie hastet stattdessen in den Wald. Warum läuft sie davon? Auslöser ist der Selbstmord Giovannas, einer ihrer Schülerinnen. Silvia fühlt sich dafür verantwortlich, weil sie kurz vorher In den Wald noch mit der Mutter über die schulischen Schwierigkeiten ihrer Tochter gesprochen hat. Giovanna lebt in der Stadt, möchte aber lieber zurück aufs Land. Nicht sehr begabt und immer wieder die Schule schwänzend, bekommt sie bald Probleme, doch ihre Lehrerin unterstützt sie, wo es nur geht. Silvia zieht sich nach der schlimmen Nachricht in eine alte, halb verfallene Hütte im Wald zurück, bekommt Halluzinationen von ihrer Kindheit und Jugend, die sie im Internat verbracht hat, erinnert sich an die Erzählungen vom 2. Weltkrieg. Die Bewohner suchen tagelang nach Silvia. Gefunden wird sie von Martino, einem Jungen, der erst kürzlich aus Turin hierhergekommen ist. Er versorgt sie heimlich mit Nahrung, Wasser und Literatur. - Die Geschichte geht auf eine wahre Begebenheit in der Gegend von Biella zurück, dem piemontesischen Geburtsort der Autorin. Maddalena Vaglio Tanet erzählt in ihrem Roman vom Leben auf dem Land Anfang der 1970er Jahre. Die Leute leben in ärmlichen Verhältnissen, auf Bildung wird kein großer Wert gelegt. Ein einfühlsamer Blick in die Seele der Menschen verbunden mit beeindruckenden Natur- und Landschaftsschilderungen. Ein besonders gelungener Debütroman - allen Büchereien sehr empfohlen.

Wilfried Funke

Wilfried Funke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

In den Wald

In den Wald

Maddalena Vaglio Tanet ; aus dem Italienischen von Annette Kopetzki
Suhrkamp (2024)

300 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 753911
ISBN 978-3-518-43198-6
9783518431986
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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