Partyspaß mit Kant
Philosophie in Comics: Wie das geht, macht der Wiener Comic-Star Nicolas Mahler aufs Schönste vor. Nämlich amüsant und überraschend, und lehrreich zumal. Die Mixtur seiner Zeichnungen besteht aus einer Portion Situationskomik und einer Prise typischer Denkessenz. So kommt alte Stubengelehrsamkeit witzig aufs Papier. Zum Beispiel wenn Hegel mit Pelzschal nölig durch eine Kunstausstellung schlendert und am Ende am Wirtshaustisch über "Genrebilder" räsoniert: da ist er selbst eines, im Hintergrund seine Frau mit dem sprichwörtlichen Nudelholz. Wir gehen in die Fahrschule mit Schopenhauer, ins Pfadfindercamp mit Nietzsche, ins Kino mit Deleuze. Alle Zitate sind, wörtlich aus Hauptwerken der Philosophen entnommen, punktgenaue Treffer ins Bilderherz der Minicomics. Und wenn ein Bekenntnis erlaubt ist: Mir gefällt am besten der "Besensketch" mit Wittgenstein: Mit dem Wort wird auch die Sache in ihre Teile zerlegt, und die Sprechhandlung - am Ende bricht die Bürste vom Stil ab und der Philosoph verlässt heiter den "Comedy-Club". Eine köstlich-komische Fahrt ins Bilderreich der Philosophie. Allen Beständen sehr empfohlen.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Partyspaß mit Kant
Mahler
Suhrkamp (2015)
191 S. : überw. Ill. (farb.)
kt.