Proleterka
Vater und Tochter sind sich zeit ihres Lebens fremd geblieben ist. Ihre Mutter, eine Pianistin, hatte sie schon früh zurückgelassen. Sie wächst bei der unnahbaren Orsola auf, die nur wenige Besuche des Vaters zulässt. Eine gemeinsame Schiffsfahrt
von Vater und Tochter wird für die junge Frau zur Reise in die Erinnerung und zur lebenshungrigen Entdeckungsreise. F. Jaeggy hat äußerst knapp einen dichten Familienroman geschaffen, der in seiner Stimmung sehr an "Die seligen Jahre der Züchtigung" (in BP nicht bespr.) erinnert. Ohne ein Wort zu viel werden Türen zur Vergangenheit geöffnet, zu einer Familie, deren Bestimmung und beliebtestes Gesprächsthema missglückte Selbstmordversuche sind. "Proleterka" ist aber v.a. eine in perspektivischem Wechsel erzählte Vater-Tochter-Geschichte über den (Un-)Versuch, ein Verhältnis aufzubauen. Ein auf bedrückende Art ergreifender Roman mit unerwarteter Wendung.

Proleterka
Fleur Jaeggy ; aus dem Italienischen von Barbara Schaden
Suhrkamp (2024)
suhrkamp taschenbuch ; 5437
111 Seiten
kt.