Fluchtnovelle
Wie gelingt es einem Paar, das Zusammenleben in der Schweiz zu erreichen? Er: Schweizer. Sie: Ostdeutsche. Beide lernen sich während seines kurzen Studienaufenthaltes 1965 in der DDR kennen, verlieben sich, und er beschließt, sie zu sich zu holen.
Eine abenteuerliche Fluchtplanung beginnt. Thomas Strässle erzählt in seiner "Fluchtnovelle" eine Geschichte, die der Novellen-Definition von Goethe voll entspricht: "eine ereignete unerhörte Begebenheit". Dazu handelt es sich um die Lebens- und Liebesgeschichte von Strässles Eltern, also eine wahre Begebenheit. Strässle präsentiert nicht nur eine atemberaubend spannende Geschichte, sondern schildert darin auch die Verhältnisse in der DDR, erzählt von Angst und Wagemut, von den Grenzern in der Tschechoslowakei, über die die Flucht gelingen muss, von den akribischen Vorbereitungen, z.B. Pass- und Stempelfälschungen. Ergänzt wird dies mit authentischen Texten (Gesetze, Zeitungsmeldungen etc.). Manches erscheint geradezu kafkaesk – man befindet sich schließlich in Prag. Literaturprofessor Strässle wagt es, einen eigenen literarischen Text zu verfassen: Mit großem Erfolg! Allen Büchereien sehr empfohlen.
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Fluchtnovelle
Thomas Strässle
Suhrkamp (2024)
suhrkamp taschenbuch ; 5448
121 Seiten
fest geb.