Warum der freie Wille existiert
Hat der Mensch einen freien Willen und damit auch die Verantwortung für sein Tun oder ist er durch mikrophysikalische Prozesse in seinem Gehirn völlig determiniert? Diese Frage lässt sich heute nicht mehr durch einen Rückgriff auf die philosophische Diskussion vergangener Zeiten beantworten, sondern verlangt eine Kritik des Materialismus auf der Höhe neuerer naturwissenschaftlicher Erkenntnisse ebenso wie eine tiefe Einsicht in unsere Zuschreibungen von freiem Willen und Verantwortung sowohl im Alltagsleben wie auch in den Spezialwissenschaften, etwa der Wirtschaft oder der Gesellschaftstheorie. Diesen weitgespannten Erfordernissen entspricht in ausgezeichneter Weise dieses Buch des in Amerika lehrenden Philosophen Christian List, das in methodischer Strenge die Argumente der Leugner menschlicher Willensfreiheit Punkt für Punkt zerlegt und widerlegt, die eigenen Thesen aber auch mit einer Vielzahl gut ausgewählter anschaulicher Beispiele untermauert, die auch derjenige nachvollziehen kann, der in dieser Thematik nicht bewandert ist. List verabschiedet sich dabei keineswegs von den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, doch weist er nach, dass gerade der Mensch ein weitaus höherstufiges Phänomen ist, das zwar auf physikalischen Prozessen aufbaut, durch diese aber nicht hinreichend erklärt werden kann und man in ihm deshalb einen intentionalen Akteur sehen muss.
Richard Niedermeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Warum der freie Wille existiert
Christian List ; aus dem Englischen von Erich Ammereller
wbgAcademic (2021)
224 Seiten : Diagramme
fest geb.