Václav Havel
"Ich grüße Sie, Heiliger Vater, inmitten von uns Sündern." Mit diesen Worten begrüßte der tschechische Staatspräsident Václav Havel Papst Johannes Paul II. bei dessen Besuch auf der Prager Burg und bekräftigte damit seine Überzeugung von der Fehlbarkeit und persönlichen Verantwortlichkeit aller Menschen. Ob, wie und in welchem Ausmaß sich Havel (1936-2011) mit diesem Bewusstsein auseinandersetzte und warum er oftmals diese Einsicht ignorierte, versucht Michael Zantovský, ein enger Vertrauter und politischer Weggefährte, in dieser ausführlichen, romanhaft erzählten Biografie deutlich zu machen. In dieser Nähe und Verbundenheit liegt zum einen der Grund für eine subjektive, manchmal zu schwärmerische Beurteilung, zum anderen die Gefahr einer zu starken Einbindung des Verfassers selbst. Dennoch tritt das Bild eines politisch äußerst engagierten und literarisch hochbegabten, aber auch fehlerhaften Menschen zutage, der sich mit den jeweils unmittelbaren Erfahrungen in seinem Leben intensiv auseinandersetzte. Dies belegen gerade seine schriftstellerischen Arbeiten, z.B. die aus dem Gefängnis (Haftstrafe als Dissident und Wortführer der Regimegegner) geschriebenen "Briefe an Olga" seine erste, 1996 verstorbene Frau. Dass er auch sein Leben und Wirken als unkonventioneller, international gefeierter Präsident, gewählt nach der "Samtenen Revolution" von 1989, literarisch und in Gesprächen reflektierte, zeigen die abschließenden Erinnerungen an einen außergewöhnlichen Menschen. - Für alle zu empfehlen!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Václav Havel
Michael Zantovsky
Propyläen (2014)
680, [16] S. : Ill.
fest geb.